Es war ein Aufwachen. Wo bin ich? Lebe ich noch, oder ist das nun die heile schöne Welt, das Paradies? Alles drehte sich. Ich schaue auf die Erdkugel. Es gibt mehrere Erdball-Klone. Jeder Kontinent ist eine einzelne Kugel. Alles dreht sich. Wo bin ich? Das Paradies habe ich mir anders vorgestellt. Ich lebe noch. Ich bewege mich und sitze an der Bettkante. Ich traue mich aufzustehen und in die Welt hinaus zu gehen. Doch noch immer, alles dreht sich. Alle Menschen, die mir begegnen. Ich kann Schmunzeln. Wie sieht das aus. Die grosse Putzmaschine vor der Glastür dreht sich wie aus Roboterhand. Die Menschen, Roboterwesen. Erneut tauche ich ab und Stunden später wache ich wieder auf. Langsam, sehr langsam tauche ich auf, obwohl ich nie im Wasser war. Aber es ist ein auftauchen in die Welt zurück. Es gibt keine bessere Beschreibung für das was ich gerade erlebe. In welcher Rolle bin ich wo? Mein ganzes Leben läuft wie ein Film vor meinem inneren wirren Auge ab, während dem ich mich bewege und gleichzeitig mit Menschen treffe. Nun eingetaucht in ein neues Berufsleben? Bin ich Geheimagentin und prüfe eine Institution? Da liegen Prospekte. An der Wand hängen verschiedene Informationen. Raum und Zeit verschwimmen – alles ganz normal und immer wieder das ab- oder nun eintauchen auch in andere Sphären. Es schreit, es blinkt, es winkt. Es verrenkt mich. Mitten in einem Spiel von Engeln und Wölfen. Alle Lachen und staunen. "Da spielt eine mit, die keine Spielregeln kennt! wie ist das mögliche? Was macht sie hier?»
Das frage ich mich selbst auch immer wieder: «Was mache ich hier?» und von Tag zu Tag realisiere ich, dass ich weder gestorben, noch auf einem anderen Planeten mich befinde, sondern in einer Klinik ein Zimmer – mein Zimmer - habe. Ich klemme mich in den Arm, ins Bein, ziehe an meinen Haaren. Alles ist da, kein Drama mit einer aufgelösten Engelshochzeit. Was war es? Ein Tauchen? Ein Wiedererkennen? Es ist noch nicht vorbei. Ich bin verunsichert und taste mich vor. Die Personen im weissen Kittel sind Ärzte. Wie bin ich da hingekommen? Wie komme ich da raus? Dunkle Löcher und wenige Fetzen von Erinnerungen im Zusammensein mit Freunden, schwimmen an mir vorbei. Ich fühle mich wie auf dem Wasser. Da war doch was? Doch. Ja viel. Was von alledem erlebe ich wirklich? Oh Schreck, alles! Aber in welcher Reihenfolge und in Welchem Zustand? Beobachten, Zuhören und andere erzählen lassen und meine Puzzleteile fügen sich mit Löchern zusammen.
Eine ganze Menschen-Zeit-Woche ist vorbei. Ich wollte in der Carlotta, in meinem Wohnmobil, vor drei Tagen über die Grenze nach Österreich fahren. Doch das Gefährt steht anstelle mit drei Rädern bereits im Abbruch auf einem Parkfeld der Autowerkstatt und ich sitze darin. Es mieft, riecht schmuddelig. Ich drücke den Schlüssel in meiner Hand. Ich erinnere mich an den Knall, die Aufregung und helfenden Engel in Form von Menschen, die mich abschleppten. Jetzt sitze ich alleine in meinem «Zuhause» und frage mich, alles vorbei? Traum geplatzt? Ich habe viel Zeit und Menschen um mich, die mir aus ihrer Sichtweise erzählen, was mit mir geschah. Die Ärzte sagen mir, es ist eine einmalige psychotische Episode, ausgelöst durch zu viele Glückshormone. Ich war quasi ohne Alkohol und Drogen über mehrere Tage "High". «Damit musst du erst einmal klarkommen», sage ich mir selbst. Ich kaufe Farbe und hauche der Carlotta ihre Weiblichkeit in rosa, hellblau und mintgrünen Schäftchen ein.